Schwerer Unfall auf der A261 – Lkw-Fahrer erleidet tödliche Verletzungen

Geschrieben von Datum: 27. April 2022Kategorien: Einsätze 2022

Tötensen // Zu einem schweren Verkehrsunfall wurde die Feuerwehr am 27. April 2022 auf die BAB A261 kurz hinter die Abfahrt Hamburg-Lürade alarmiert. Dort hatte sich am Stauende ein folgenschwerer Auffahrunfall mit insgesamt drei LKW ereignet. Ein Autotransporter mit insgesamt sechs Elektro-PKW war auf einen Sattelzug nahezu ungebremst aufgefahren. Dieser wiederum wurde durch die Wucht des Aufpralls auf den vor ihm stehenden Sattelzug geschoben.

Der Fahrer des PKW-Transporters wurde dabei in seiner völlig zerstörten Fahrerkabine eingeklemmt und so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle verstarb. Der Fahrer des mittleren Sattelzuges wurde beim Aufprall schwerstverletzt.
Die Fahrerin des vorderen LKW wurde ebenfalls verletzt, ihr Hund überstand den Aufprall unverletzt.
Die beiden Verletzten wurden durch Ersthelfer betreut, bzw. dann aus ihren Fahrzeugen befreit und gerettet. Der Rettungsdienst übernahm beide Personen. Sie wurden zur weiteren Behandlung in umliegende Krankenhäuser verbracht.

Da der vorderste LKW nicht schwer beschädigt und fahrbereit war, konnten sich die Kräfte auf die beiden anderen Fahrzeuge konzentrieren. Die Erkundung ergab, dass der Sattelzug verschiedene Kleingebinde geladen hatte, die teils Gefahrstoffe enthielten. Diese bestanden hauptsächlich aus Stoffen die in Großwäschereien genutzt werden, wie z.B. Kanister mit Natriumhydroxidlösung, Weichspüler oder auch Chlortabletten. Einige Kanister wurden durch den Aufprall, aber auch durch die zwei Fahrzeuge die vom Autotransporter in den Auflieger des Sattelzuges fielen, beschädigt. Die austretenden Flüssigkeiten wurden dann durch massiven Einsatz von Bindemittel gebunden und somit der Umweltschaden minimiert. Im weiteren Einsatzverlauf wurden alle Gulli-Einläufe gesichert und später die Abscheidersysteme der Autobahn überprüft.

Nach diesen Maßnahmen konnte dann seitens der Polizei die Unfallaufnahme durchgeführt werden. Dies erfolgte inkl. einer 3D Vermessung der gesamten Einsatzstelle. Während dieser Zeit wurde die Einsatzstelle in 2 Einsatzabschnitte aufgeteilt. Zum Einsatzabschnitt 1 wurde die Bergung des Gefahrgutes erklärt, Abschnitt 2 bezog sich auf die Bergung des Fahrers und der PKW des
Autotransporters.
Nachdem die Polizei ihre Maßnahmen abgeschlossen hatte, konnte die Bergung beginnen. Hierzu wurde versucht mittels des FW-Kranes der Berufsfeuerwehr Hamburg, des Rüstwagens der FF Rade und eines Tanklöschfahrzeuges die beiden LKW auseinanderzuziehen. Dies gelang in mehreren
Versuchen nicht, da die Zugmaschine des Autotransportes sich mit dem Sattelauflieger so stark verkeilt hatte, dass die zur Verfügung stehende Zugkraft nicht ausreichend war diese zu trennen.

Erst mit der Hilfe eines Bergefahrzeuges und dessen Zugkraft von 60 Tonnen konnten nach einem 10-minütigem Zug, die Fahrzeuge getrennt und unter der Brücke hervorgezogen werden. Anschließend wurden sowohl die Fahrzeuge, als auch der Fahrer aus den Fahrzeugwracks geborgen. Die PKW wurden dann von den bereits auf der Fahrtrichtung Süd wartenden Abschleppern übernommen und von der Einsatzstelle verbracht.

Als letztes wurden dann die leckgeschlagenen Gebinde von Hand aus dem Sattelauflieger geborgen. Diese Maßnahme wurde in Schutzanzügen und unter Atemschutz durchgeführt. Eine Dekontaminationsstelle wurde bereits während des Einsatzverlaufes aufgebaut.

Die Versorgung der Einsatzkräfte während des Einsatzes wurde, inkl. Toiletten, bereits früh sichergestellt, da die lange Dauer des Einsatz sich früh abzeichnete. Nach rund 10,5 Stunden wurde die Einsatzstelle an die Polizei übergeben und die letzten Einsatzkräfte verließen diese dann.

Eine erste Einsatznachsorge für die eingesetzten Kräfte erfolgte bereits an der Einsatzstelle. Diese wurde am Folgetag durch PSNV-Kräfte in den Räumen der FF Leversen-Sieversen ergänzt. In diesem Rahmen wurde auch mit den Teilnehmern der Einsatz nachbearbeitet.

Abschließend an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle beteiligten Einsatzkräfte für die sehr gute und ruhige Zusammenarbeit in allen Phasen des Einsatzes.
Übereinstimmend wurde dies von allen Einheiten als sehr angenehm, trotz des schweren Einsatzes, empfunden.
Leider gab es aber auch etwas Negatives auf der Anfahrt. Bereits am Stauende kurz hinter der AS Tötensen zog ein LKW-Fahrer auf die dort noch freie linke Spur, um dann an der AS Lürade nach rechts wechseln zu wollen, was natürlich mit Verzögerungen erst möglich war. Das Rettungsgasse anders geht, zeigten zwei Bundeswehrsoldaten dann auf den letzten 300m vor der Einsatzstelle, die hier die Rettungsgasse freimachten, vorbildlich.

Einsatzablauf
Um einmal einen Eindruck zu vermitteln, warum solch lange Einsatzzeiten zustande kommen, nachfolgend der grobe Ablauf.
• 12:50 Alarmierung
• 12:56 Eintreffen ES
• 13:00 Erkundungen und Erstmaßnahmen
• 14:20 Unfallaufnahme Polizei
• 14:22 Hund durch Polizei von der ES
• 15:58 Ende Unfallaufnahme
• 16:00 Beginn Einrichtung der Bergung
• 16:53 Feuer an Sattelzugmaschine nach 2 Zugversuchen mit RW und Kran
• 17:18 Beginn der Bergung mit Bergefahrzeug
• 18:25 Fahrzeuge getrennt und unter Brücke herausgezogen
• 18:25 Beginn Bergung Ladung
• 20:09 1 Person geborgen
• 22:20 Gefahrgut geborgen
• Bis 23:30 Dekontamination etc. Übergabe der Einsatzstelle
• 00:00 Einsatzende FF Leversen-Sieversen

Eingesetzte Kräfte
Nachfolgend eine Auflistung aller eingesetzten Kräfte. Die Anzahl enthält auch Ablösungskräfte während des Einsatzes.
Feuerwehren
• Freiwillige Feuerwehr Leversen-Sieversen                         24 Kräfte
• Freiwillige Feuerwehr Nenndorf                                           12 Kräfte
• Freiwillige Feuerwehr Tötensen                                           12 Kräfte
• Freiwillige Feuerwehr Rade                                                   5 Kräfte
• Freiwillige Feuerwehr Eckel                                                   9 Kräfte
• Feuerwehr Hamburg Technik/Umweltwache F32            15 Kräfte
• Feuerwehr Hamburg FF Eißendorf                                       4 Kräfte
Gesamt 81 Kräfte

Feuerwehr Führungsdienst
• Gemeindebrandmeister Rosengarten
• Gemeindebrandmeister-V Rosengarten
• Kreisbrandmeister-V LK-Harburg
• B-Dienst Feuerwehr Hamburg
• U-Dienst Feuerwehr Hamburg
Gesamt 6 Kräfte

Rettungsdienst und Polizei
• Rettungsdienst aus Niedersachsen, Hamburg                   20 Kräfte
• Polizei aus Niedersachsen, Hamburg                                  30 Kräfte
Gesamt 50 Kräfte
Sonstige
• Sonstige Behörden, Autobahn GmbH etc.                          20 Kräfte
• Abschlepper, Bergung und Entsorger                                  25 Kräfte
Gesamt 45 Kräfte

Summe aller Kräfte vor Ort ca. 182 Kräfte

 

Text und Fotos: Andreas Schubert

Pressearbeit FF Leversen-Sieversen