Ortsbrandmeister-Dienstversammlung in Jesteburg

Geschrieben von Datum: 5. März 2023Kategorien: Aktuelles, Kreisfeuerwehr

Am Sonnabend fand in der Jesteburger Schützenhalle die jährliche Versammlung der Orts-, Gemeinde- und Stadtbrandmeister des Landkreises Harburg statt. Kreisbrandmeister Volker Bellmann freute sich, dass zahlreiche Gäste von Polizei, Rettungsdienst, THW und aus der Kreisverwaltung sowie die Kreisbrandmeister der Nachbarlandkreise seiner Einladung nach Jesteburg gefolgt waren. Auch Landrat Rainer Rempe sowie Regierungsbrandmeister Uwe Quante waren in den Ort am Rand der Heide gekommen.

In seinem Jahresbericht blickte er auf ein äußerst einsatzreiches Jahr zurück. Mit 5174 Einsätzen haben sich die Zahlen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Geschuldet war dies vor allen Dingen den Unwettern, die im letzten Jahr das Kreisgebiet heimgesucht haben wie der stellvertretende Kreisbrandmeister Sven Wolkau erläuterte. Aber auch die Zahl der Brandeinsätze ist gegenüber 2021 um 420 gestiegen. Kreisbrandmeister Bellmann hob hervor, dass sich die Einrichtung der Kommunalen Einsatzleitungen (KEL) in den zwölf Städten und Gemeinden des Landkreises vollauf bewährt habe. Seien bei früheren Unwetterlagen regelmäßig die Alarmierungen und der Funkverkehr zusammengebrochen, konnte im vergangenen Jahr dank der Entlastung der Rettungsleitstelle durch die 12 Kommunalen Einsatzleitungen alle Einsätze zeitnah kommuniziert und abgearbeitet werden. Er betonte, dass alle Feuerwehren des Landkreises unverzichtbar sind. Ohne die flächendeckende Verfügbarkeit von Material und Personal wäre das öffentliche Leben während der Unwetter zum Erliegen gekommen.

In Sachen Ausbildung zeigt sich zurzeit ein gespaltenes Bild. Die Kreisausbildung an der FTZ in Hittfeld läuft hervorragend. Die 75 ehrenamtlichen Ausbilder konnten im vergangenen Jahr fast 74% der angeforderten Lehrgänge anbieten. Im Bereich des Truppmann-Lehrgangs Teil 1, dem Grundlehrgang für neue Feuerwehrleute, liegt die Quote sogar bei 100%. Hier richtete er einen großen Dank an Kreisausbildungsleiter Ralf vom Lehn aus Egestorf und seinen Stellvertreter Michael Gade aus Winsen. Anschließend ernannte er Andreas Kallmeier aus Otter zum 2.Stellvertretenden Kreisausbildungsleiter.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich bei der Ausbildung auf Landesebene. Kreisbrandmeister Bellmann wiederholte hier seine deutliche Kritik an der Akademie im Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK). „Das NLBK ist zurzeit nur noch ein NLK, da der Brandschutz augenscheinlich nur noch eine untergeordnete Rolle spielt“, so der Kreisbrandmeister. Die Zahl der zugewiesenen Lehrgänge an die Feuerwehren des Landkreises hat sich nahezu halbiert. Insbesondere beim Truppführerlehrgang, der die Grundlage für die weitere Führungsausbildung in den Feuerwehren ist, ist die Anzahl der zugewiesenen Lehrgänge drastisch zurückgegangen. Man habe den Eindruck, dass das Land sich dieser Aufgabe gänzlich entledigen und auf die Landkreise übertragen wolle.

Für Unruhe unter den Versammlungsteilnehmern sorgte hier die Aussage von Regierungsbrandmeister Uwe Quante, der in seinem Grußwort ankündigte, dass es im kommenden Jahr voraussichtlich keine Truppführerlehrgänge mehr an den Akademien in Celle und Loy geben werde. Der theoretische Teil soll demnach in digitaler Form durchgeführt werden und die praktische Ausbildung in den Kommunen stattfinden.

Kreisbrandmeister Bellmann betonte, dass man hier auf allen Ebenen gegensteuern werde. Sowohl bei den örtlichen Landtagsabgeordneten wie auch dem Landesfeuerwehrverband und dem Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund sei man informiert und nähme sich der Thematik an.

Kritik vom Kreisbrandmeister kam ebenso an der Novellierung des Brandschutzgesetzes wie dem Erlass über die Aufstellung der Kreisbereitschaften. Beide Vorhaben sind aus Sicht der Feuerwehren unzureichend und daher im jeweiligen Anhörungsverfahren gescheitert.

„Wir setzen weiter auf unsere 18 Fachzüge in der Kreisfeuerwehrbereitschaft und auf unsere Technische Einsatzleitung“, betonte der Kreisbrandmeister. Diese Einheiten seien gut strukturiert und sehr gut aufeinander eingespielt, was auch die zahlreichen Übungen – darunter eine große Katastrophenschutzübung an einem Betrieb in Marschacht – deutlich gemacht hätten. Er erinnerte auch an den Brand einer Motoryacht auf der Elbe, bei dem der Fachzug Gewässerschutz zum Einsatz kam.

Sorgen macht dem Kreisbrandmeister die Feuerwehrmusik. Die Musikzüge im Landkreis haben mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen. Hier hoffe er auf kreative Ideen, um diesen Abwärtstrend zu stoppen.

Zum Ende seines Berichts ging Kreisbrandmeister Bellmann auf die Planungen zum Ausbau der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Hittfeld ein. Diese soll in naher Zukunft zu einem Servicecenter für die Feuerwehren des Landkreises ausgebaut werden. Ein erstes Planungsgespräch mit den zuständigen Abteilungen beim Landkreis habe hierzu bereits stattgefunden.

Landrat Rainer Rempe bedankte sich bei den Versammlungsteilnehmern für den Einsatz während der Unwetterlagen des vergangenen Jahres. „Es ist absolut beeindruckend, was die Wehren hier hoch professionell und mit hoher Einsatzbereitschaft geleistet haben!“, betonte der Landrat. Auch die Jugendarbeit der Feuerwehren hob der Landrat hervor. Das Kreiszeltlager in Stelle mit 1500 Teilnehmern sei ein perfekt gemanagtes logistisches Großevent und ein tolles Aushängeschild und beste Werbung für die Nachwuchsarbeit der Jugendfeuerwehren gewesen.

Fachlich ergänzt wurde die Versammlung durch einen Vortrag des Leitenden Notarztes Dr. Christopher Jebens zum Thema Massenanfall von Verletzten (MANV) sowie eine Fachausstellung eines Feuerwehrausrüsters sowie eines Herstellers von Feuerwehrfahrzeugen. Dieser stellte u.a. das neue LF20-Logistik der Feuerwehr Elstorf vor.