Sechs Fachzüge der Kreisfeuerwehrbereitschaft proben bei Großübung den Ernstfall
Seit Wochen herrscht bei hohen Temperaturen eine große Trockenheit in Niedersachsen. Der frische Ostwind hat die Böden in Wald und Flur zusätzlich ausgetrocknet. In dieser kritischen Lage bricht aus unbekannten Gründen in der Osterheide östlich von Garlstorf ein Waldbrand aus. In den alten Kieferbeständen findet das Feuer ausreichend Nahrung und breitet sich rasch in Richtung Garlstorf und den am Waldrand gelegenen Schießstand der Jägerschaft aus.
Dies war die Ausgangslage für eine groß angelegte Übung der Kreisfeuerwehrbereitschaft des Landkreises Harburg am vergangenen Sonnabend, die Kreisbereitschaftsführer Stephan Schick mit seinen Stellvertretern Martin Heidtmann und Michael Matthies ausgearbeitet hatte.
Schon kurz nach acht Uhr erreichte der Fachzug ELW2 die Anhöhe vor dem Schießstand. Es blieb allerdings nicht viel Zeit, um bei prächtigem Wetter die Aussicht zu genießen. Umgehend wurde der große Einsatzleitwagen des Landkreises positioniert und betriebsbereit gemacht. Unterdessen trafen die Fachzüge „Brandbekämpfung 1 – 3“ und der Fachzug „Wassertransport“ an ihren vorbestimmten Sammelplätzen ein. Auch die beiden neuen Abrollbehälter „Wasser“ mit jeweils 10.000 Litern Löschwasser rückten mit den Wechselladerfahrzeugen der FF Neu Wulmstorf und der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) des Landkreises erstmals zu einer Übung der Kreisfeuerwehrbereitschaft aus.
Nachdem Einsatzleiter Jonny Anders aus Tostedt sich einen ersten Überblick über die Lage verschafft hatte, erhielten die Zugführer der Fachzüge die Einsatzaufträge für Ihre Einheit. In rascher Folge rückten diese dann aus den Bereitstellungsräumen in das Schadengebiet aus. Die Fachzüge „Brandbekämpfung 2“ und „Brandbekämpfung 3“ erhielten den Auftrag, mittels Riegelstellungen in dem weitläufigen Waldgebiet das Feuer an der weiteren Ausbreitung zu hindern. Der Fachzug „Brandbekämpfung 1“ sollte das Feuer direkt bekämpfen. Mit den Tanklöschfahrzeugen des Fachzuges „Wassertransport“ wurde ein Pendelverkehr zwischen dem „Brandbekämpfungszug 2“ an der Brandstelle und einem Hydranten am Toppenstedter Ortsrand eingerichtet. Unterstützt wurde er dabei von dem Wechselladerfahrzeug der FTZ mit dem Abrollbehälter Wasser, der an einer Feldberegnungsanlage wieder befüllt wurde. Der zweite Abrollbehälter mit dem Wechselladerfahrzeug der FF Neu Wulmstorf wurde dem Fachzug Brandbekämpfung 3 zugeteilt und diente dort als Löschwasserpuffer. Der Fachzug „Brandbekämpfung 1“ nutzte eine im Wald liegende Wasserentnahmestelle der Hamburger Wasserwerke, um den Zug mit Löschwasser zu versorgen.
„Wir wollten heute den Staub der letzten 3,5 Jahre aus den Zügen klopfen“, so Kreisbereitschaftsführer Stephan Schick aus Hollenstedt. Pandemiebedingt konnten in dieser Zeit diese für das Zusammenspiel der einzelnen Fachzüge so wichtigen Übungen nicht durchgeführt werden, erläuterte er weiter. Insbesondere sollte die Kommunikation über Funk mit der Einsatzleitung und zwischen den Zügen geübt werden. Dass dies auch so umgesetzt wurde, konnte man an dem regen Funkverkehr auf den verschiedenen Funkrufgruppen feststellen. Ein weiterer Schwerpunkt der Übung war die Einbindung der beiden neuen Abrollbehälter „Wasser“ in die Arbeit der Fachzüge. „Hier müssen wir noch Erfahrungen sammeln“, erläuterte Bereitschaftsführer Schick.
Abgesichert wurden die Brandbekämpfungseinheiten von einem Team der Johanniter-Unfallhilfe, die mit einem Rettungswagen bereit standen. Bei einem simulierten Schwächeanfall eines Feuerwehrmannes mitten im Wald konnten sie rasch zur Einsatzstelle dirigiert werden und den „Patienten“ versorgen.
Nach gut drei Stunden meldeten die Zugführer „Feuer aus“ an den Einsatzleitwagen, sodass die Übung beendet werden konnte. Nach dem Abbau der Schlauchleitungen verlegten die Fachzüge zum Garlstorfer Sportplatz, wo der Fachzug „Verpflegung“ erfrischende Getränke und ein leckeres Mittagessen vorbereitet hatte.
Beobachtet wurde die Übung unter anderem von Kreisbrandmeister Volker Bellmann und seinem Stellvertreter Torsten Lorenzen sowie vom Leiter der Abteilung „Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz“ Kai Pöllmann sowie Sven Groth als Produktverantwortlichem „Brandschutz“ beim Landkreis Harburg.
„Wir haben unsere Übungsziele erreicht“, bilanzierte Bereitschaftsführer Schick nach Beendigung der Übung zufrieden. Diese sei im Großen und Ganzen sehr gut abgelaufen. An der einen oder anderen Stellschraube müsse aber noch gedreht werden. „Wir haben neue Erkenntnisse gewonnen, die uns bei zukünftigen Übungen und Einsätzen weiterhelfen werden“, so Schick. Eine ausführliche Auswertung der Übung wird bei einer Nachbesprechung in den nächsten Wochen erfolgen.