Delegiertentagung des KFV in Marschacht – 335 neue Feuerwehrleute feierlich verpflichtet

Geschrieben von Datum: 29. August 2023Kategorien: Allgemein, Kreisfeuerwehrverband
Das Foto zeigt die Geehrten und Gratulanten (v.l.): Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Olaf Kapke, Melanie Schumann, Jörn Petersen, Uwe Ehlers, Michael Boer, Heiko Witte, Ralf vom Lehn, Kreisbrandmeister Volker Bellmann, Landrat Rainer Rempe

Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr fand am Wochenende der Kreisfeuerwehrtag in Marschacht statt. Während am Sonnabend die Delegiertentagung des Kreisfeuerwehrverbandes und die Verpflichtung der Feuerwehranwärter durchgeführt wurde, stand der Sonntag ganz im Zeichen der Wettbewerbe der Leistungsvergleichseinheiten (siehe gesonderten Bericht).

Am Sonnabend hatte Kreisverbandsvorsitzender und Kreisbrandmeister Volker Bellmann die Delegierten der 107 Ortswehren des Landkreises in die Sporthalle der Ernst-Reinstorf-Schule eingeladen. Er freute sich, dass seiner Einladung auch zahlreiche Gäste gefolgt waren. Neben Landrat Rainer, Kreisrätin Annerose Tiedt und Samtgemeindebürgermeisterin Kathrin Bockey waren auch die Landtagsabgeordneten André Bock und Jan Bauer nach Marschacht gekommen. Von Seiten der Feuerwehr waren der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Olaf Kapke sowie Vertreter der Feuerwehren aus Hamburg und der Nachbarlandkreise angereist. Auch die Rettungsdienste sowie Polizei und THW hatten Vertreter zur Verbandsversammlung entsandt.

Verbandsvorsitzender Bellmann bedankte sich zunächst bei der Feuerwehr Marschacht für die Ausrichtung des Kreisfeuerwehrtages und überbrachte die stellvertretend die Glückwünsche der Feuerwehren des Landkreises.

In seinem Jahresbericht übte der Verbandsvorsitzende harsche Kritik an der Landesregierung sowie dem Landesfeuerwehrverband. Die vorgelegten Entwürfe für die Novellierung des Brandschutzgesetzes sowie für den Erlass über die Kreisfeuerwehrbereitschaften seien von den kommunalen Spitzenverbänden aufgrund schwerwiegender Mängel und fehlender Rahmenbedingungen abgelehnt worden. Für vom Land beschaffte Stromaggregate und Löschfahrzeuge für den Katastrophenschutz gäbe es weder definierte Überlassungsvereinbarungen noch Aussagen, auf welche Rahmenbedingungen zu achten sei.

Besonders empört ist man im Landkreis Harburg über den zukünftigen Ablauf der Ausbildung für Truppführer. Anstelle eines Lehrgangs an der Akademie des NLBK (Niedersächsisches Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz) ist ab 2024 eine modulare Onlineschulung sowie eine Ausbildung an den Heimatstandorten vorgesehen. Wie die genaue Ausgestaltung aussehen soll, ist jetzt, gut 120 Tage vor dem 1.Januar 2024, immer noch nicht bekannt. Volker Bellmann erinnerte daran, dass der Standort der Akademie in Celle-Scheuen seit 2013 auch mit vier Millionen Euro aus der kommunalen Feuerschutzsteuer für die Erhöhung der Kapazität für diese Ausbildung ausgebaut worden ist. „Das sind allein über 100.000 € jährlich aus dem Landkreis Harburg, die hier nicht für den Brandschutz zur Verfügung stehen“, so der Verbandsvorsitzende. Aus der geplanten Aufstockung der Lehrgangsplätze ist mit der neuen Regelung eine Reduzierung um drei Viertel geworden.

Kritik übte er auch an der Einführung einer neuen Dienstbekleidung für die niedersächsischen Feuerwehren. „Prinzipiell halte ich es für eine gute Sache, auch in diesem Bereich ein zukunftsweisendes und modernes Image auf- bzw. auszubauen“, betonte Bellmann. Die Mehrheit der Führungskräfte stört sich jedoch an der Art und Weise wie diese neue Bekleidung eingeführt wird. Anstatt die von einem Arbeitskreis erarbeiteten Vorschläge den Beschlussgremien der Feuerwehr vorzustellen, werden diese gleich dem Innenministerium und dem Landesbranddirektor vorgelegt, um anschließend die Mitglieder des Landesfeuerwehrverbandes über die zukünftigen Uniformen zu informieren.

„Der Landesfeuerwehrverband ist nicht dazu da, die Interessen des Innenministeriums und des NLBK zu vertreten, sondern die seiner Mitglieder mit 130.000 Feuerwehrleuten“, gab der Verbandsvorsitzende dem Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Olaf Kapke zu verstehen.

Zum Ende seiner Ausführungen kam Volker Bellmann auf die weiteren Ziele zu sprechen. Das nach seiner Wiederwahl im Jahr 2021 gesetzte kurzfristige Ziel der Etablierung einer PSNV-E-Gruppe (Psychosoziale Nachversorgung für Einsatzkräfte) ist bereits erreicht. Seit Oktober letzten Jahres ist die aus freiwilligen Feuerwehrleuten unter Leitung des Superintendenten Dirk Jäger bestehende Einheit im Dienst und konnte bereits mehrfach erfolgreich tätig werden. So war die Einheit zum Beispiel auch bei dem tragischen Unglück in Toppenstedt mit zwei Toten und vielen verletzten Kindern im Einsatz. „Nach knapp einem Jahr ist dieses Thema bereits eine Erfolgsgeschichte im Feuerwehrwesen des Landkreises“, so der Verbandsvorsitzende.

Das mittelfristige Ziel ist die Neuausrichtung der FTZ (Feuerwehrtechnische Zentrale) in Hittfeld. „Hier dürfen wir jetzt nicht den Punkt verpassen, die Weichen für den Brandschutz, den Katastrophenschutz und den Zivilschutz auf Zukunft zu stellen“, mahnte Bellmann. Die derzeitigen Überlegungen und Überprüfungen gingen jedoch aus einer Sicht in die richtige Richtung.

Ein langfristiges Ziel, nämlich das Projekt „Flächendrohnen zur Einsatzunterstützung“ sei derzeit bei der Polizei in Bearbeitung. Hier werde man sich zu gegebener Zeit engagieren.

Abschließend bedankte sich der Verbandsvorsitzende bei den Mitgliedern des Kreisvorstandes für die konstruktive und kameradschaftliche Mitarbeit. Einen besonderen Dank richtete er an die Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter für Einsätze und Ausbildungen freistellten. Er erwähnte hier die Firma Gehrmann aus Ramelsloh, die erst vor wenigen Tagen von Innenministerin Behrens und dem Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Kapke mit der Plakette „Partner der Feuerwehr“ ausgezeichnet worden ist.

Landrat Rainer Rempe lobte in seinem Grußwort die hochprofessionelle Arbeit der Feuerwehren des Landkreises. Er verwies hier unter anderem auf das Unglück in Toppenstedt und sprach allen Helfern seinen größten Respekt aus. Auch der Landrat ging kurz auf das Thema „FTZ 2024“ ein und berichtete, dass dies auf der nächsten Sitzung des Ausschusses für Ordnung und Feuerschutz diskutiert werden soll. „Die Sorge und Hilfe für andere Menschen ist das wertvollste Kapital der Menschheit!“ Mit diesem Zitat von Theodor Heuss schloss der Landrat sein Grußwort

Der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Olaf Kapke gratulierte der Marschachter Feuerwehr zu ihrem Jubiläum. Anschließend ging er in seinem Grußwort auf die Rede des Kreisverbandsvorsitzenden ein und bezog zu den vorgebrachten Vorwürfen Stellung.

Auch Wahlen standen auf der Tagesordnung der Versammlung. Der bisherige Kassenwart Michael Boer aus Winsen trat nach 21 Jahren im Amt nicht mehr zur Wiederwahl an. Die Versammlung wählte einstimmig Jessica Meyer aus Buchholz zu seiner Nachfolgerin. Mit großer Mehrheit wurde zudem die neue Führung der Kreiskinderfeuerwehr mit Kreiskinderfeuerwehrwart Thomas Runge und seinen Stellvertretern Björn Poost und Annika Cohrs von der Versammlung bestätigt. Ebenfalls bestätigt wurden Kreisstabführerin Andrea Meyn und ihre Stellvertreterin Nadja Soetbeer.

Die Versammlung wählte außerdem Michael Boer und Melanie Schumann zu Ehrenmitgliedern des Kreisfeuerwehrverbandes.

Ein wichtiger Teil einer Verbandsversammlung ist die Ehrung verdienter Feuerwehrleute. Gleich drei Kameraden konnten für ihre Verdienste mit einer der höchsten Auszeichnungen der deutschen Feuerwehr geehrt werden. Winsens Stadtbrandmeister Uwe Ehlers und Salzhausens Gemeindebrandmeister Jörn Petersen wurden mit dem Deutschen Feuerwehrehrenkreuz in Silber und der ehemalige Ortsbrandmeister der Feuerwehr Egestorf Heiko Witte mit dem Feuerwehrehrenkreuz in Bronze ausgezeichnet. Die Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes wurde Michael Boer aus Winsen, Melanie Schumann aus Hittfeld sowie dem scheidenden Kreisausbildungsleiter Ralf vom Lehn aus Egestorf verliehen.

Nach Beendigung der Versammlung stand die Verpflichtung der neuen Feuerwehrleute auf dem Programm. Während etwa 200 Delegierte begleitet von einem Spielmannszug von der Sporthalle zum Feuerwehrhaus Marschacht marschierten, machte sich die Rekordzahl von 335 Feuerwehranwärterinnen und -anwärtern in einer beeindruckenden Marschkolonne aus der anderen Richtung auf den Weg zum Festplatz.

In einer feierlichen Zeremonie wurden die Nachwuchsbrandschützer verpflichtet. Vier junge Kameradinnen und Kameraden traten dazu vor die Reihen der angetretenen Feuerwehrleute und sprachen mit der Hand an der Fahne des Kreisfeuerwehrverbandes die von Kreisbrandmeister Volker Bellmann gesprochene Verpflichtungsformel nach.

„Sie werden heute Teil der frühesten, lebendigsten und mutigsten Bürgerinitiative, wie der früherer Bundespräsident Richard von Weizäcker die Freiwilligen Feuerwehren einmal bezeichnete“, stellte Landrat Rainer Rempe in seiner Ansprache fest. „Sie verpflichten sich heute für den Dienst am Gemeinwohl und übernehmen Verantwortung für die Menschen im Landkreis Harburg“, führte er weiter aus. Es sei Ihm eine Ehre, die neuen Feuerwehrleute beim Übertritt in den aktiven Feuerwehrdienst zu begleiten.

Im Anschluss an die Zeremonie, die von vielen Freunden und Verwandten beobachtet wurde, lud der Kreisfeuerwehrverband alle Teilnehmer zu einem Empfang am Marschachter Feuerwehrhaus ein.