20./21.09.2019: Großübung der Kreisbereitschaft im Landkreis Stade
Bützfleth // Zuckende Blaulichter, Rauchschwaden und gellende Hilferufe, die aus der Festung Grauerort bei Bützfleth im Landkreis Stade drangen. Was Außenstehenden einen gehörigen Schrecken hätte einjagen können, entpuppte sich bald als eine großangelegte Übung der Feuerwehr.
Mit 140 Einsatzkräften und 28 Fahrzeugen war die Kreisfeuerwehrbereitschaft aus dem Landkreis Harburg in den Nachbarlandkreis ausgerückt. Die Stader Kreisbereitschaftsführer Klaus Suhr und Olaf Hoffmann und ihr Team hatten sich für die Harburger Einsatzkräfte mehrere anspruchsvolle Szenarien ausgedacht, die es nun abzuarbeiten galt.
Gegen 20 Uhr am Freitagabend rückten der Brandbekämpfungszug 1 und 2 sowie der Fachzug Wasserförderung in Richtung der Festung Grauerort aus. In dem um 1870 erbauten massiven Gebäude sollte bei einer Veranstaltung ein Feuer ausgebrochen sein. Mehrere Personen hatten sich auf das Dach gerettet, während andere sich in Panik in den Katakomben verlaufen hatten. Unter Führung des stellvertretenden Bereitschaftsführers Michael Matthies wurde durch die beiden Brandbekämpfungszüge die Menschenrettung eingeleitet. Mehrere Trupps unter umluftunabhängigem Atemschutz drangen in das verwinkelte und vollständig verrauchte Gebäude vor. Bei Nullsicht tasteten sich die Trupps durch lange Gänge und große mit massiven Pfeilern gestützte Hallen und suchten nach den Unglücksopfern. Nach und nach konnten alle 14 vermissten Personen gefunden und aus dem Gebäude gebracht werden. Über Steckleitern wurden währenddessen die auf dem Dach befindlichen Personen gerettet. Der Fachzug Wasserförderung stellte in der Zwischenzeit die Wasserversorgung über eine 600 Meter lange Schlauchleitung sicher.
Zur gleichen Zeit rückte der Fachzug Technische Hilfeleistung 2 nach Wiepenkathen aus. Dort hatte sich vor dem Gerätehaus der örtlichen Feuerwehr ein schwerer Verkehrsunfall mit vier Fahrzeugen ereignet. Mehrere Personen waren in den Fahrzeugen und unter Felsbrocken eingeklemmt und riefen laut um Hilfe. Mit Hilfe von hydraulischem Gerät wurden die von Wiepenkathener Feuerwehrleuten gespielten Verletzten gerettet.
Nach erfolgreicher Abarbeitung der Übungslagen rückten die Züge in das Feuerwehrhaus der FF Bützfleth ein. In der Fahrzeughalle und in Unterrichtsräumen wurden die Feldbetten aufgebaut bevor es ein vom Fachzug Verpflegung zubereitetes Abendessen gab. Danach gab es reichlich Gelegenheit, die Ereignisse des Tages noch einmal bei kühlen Getränken zu besprechen.
Am nächsten Morgen war die kurze Nacht bereits um halb acht wieder beendet. Nach einem reichhaltigen Frühstück rückten die fünf Einsatzzüge auf das Gelände eines Aluminiumwerkes in Bützfleth aus. Die Übungslage sah vor, dass nach einer Explosion in einem Gebäude ein Feuer ausgebrochen war. Mehreren Mitarbeitern des Unternehmens wurde durch das Feuer der Fluchtweg abgeschnitten. Zudem war durch die Explosion ein Flächenbrand entstanden, der auf mehrere dort gelagerte Rotorblätter von Windkraftanlagen übergegriffen hatte. Die Bauteile aus Kunststoff brannten unter starker Rauchentwicklung. Zudem wurden in einem der Rotorblätter zwei mit Wartungsarbeiten beschäftigte Mitarbeiter vermisst. Die zuerst eintreffende Werkfeuerwehr forderte daraufhin weitere Kräfte zur Unterstützung an.
Harburgs Kreisbereitschaftsführer Stephan Schick beorderte umgehend den Fachzug Brandbekämpfung 1 zur Menschenrettung zum Explosionsort. Mehrere Trupps gingen mit Wasser am Strahlrohr in das dreigeschossige Gebäude vor und retteten insgesamt 19 Personen, zwei davon unter Einsatz eines Sprungretters. Die Fachzüge Brandbekämpfung 2 und Wasserförderung erhielten den Auftrag, die vermissten Personen aus den Rotorblättern zu retten und das ausgedehnte Feuer zu bekämpfen. Der Fachzug Technische Hilfeleistung 2 musste Personen aus einem durch die Explosion verunfallten Pkw zu retten. Es galt außerdem eine sich auf eine Bandbrücke geflüchtete Person wieder sicher auf die Erde zu bringen. Beobachtet wurde die Übung von Harburgs Kreisbrandmeister Volker Bellmann und seinem Stellvertreter Torsten Lorenzen.
Gegen Mittag waren alle Übungsszenarien abgearbeitet und die Kräfte rückten wieder in das Feuerwehrhaus Bützfleth ein, wo der Verpflegungszug zwischenzeitlich das Mittagessen vorbereitet hatte.
Während der Abschlussbesprechung zeigten sich alle Beteiligten sehr zufrieden mit dem Verlauf der 2-Tagesübung. Sowohl Harburgs Bereitschaftsführer Schick und Bereitschaftsführer Suhr aus dem Landkreis Stade lobten sowohl die Vorbereitung als auch die Durchführung der Übungen und bedankten sich bei den zahlreichen Helfern und Verletztendarstellern. Stephan Schick sprach eine Gegeneinladung für die Stader Kreisbereitschaften in den Landkreis Harburg aus.